jonas gütlein spielaktion

Fans erleben ein Jahrhundertspiel im Derbymodus – diesmal ohne Spielabbruch

Die 1. Fußball-Kreisklasse hat am vorletzten Spieltag 400 Zuschauer nach Schönheide gelockt. Der Zweite hatte den Spitzenreiter aus dem Nachbarort zu Gast. Ein weitere Auflage gibt es vorerst nicht mehr.

Ein „Jahrhundertspiel“ haben vorige Woche 400 Zuschauer im Waldstadion erlebt. Im Lokalderby der 1. Fußball-Kreisklasse West bezwang der gastgebende FC Schönheide den Eibenstocker BC nach dramatischem Spielverlauf mit 2:1 (1:0). Das Spitzenspiel Zweiter gegen Erster startete durch das Abbrennen von Bengalos in den Vereinsfarben Grün-Weiß und Gelb-Schwarz aber mit leichter Verzögerung. Auf dem Rasen „brannten“ die Hausherren auf Revanche für die knappe 3:4-Niederlage vor Jahresfrist, die Gäste wollten ihrerseits die aktuelle Meisterschaft endgültig klarmachen.

Allerdings zog der FCS früh in Front: Tom Schürer vollendete in der 6. Minute den ersten Angriff mit einem plazierten Schuss von der Strafraumgrenze. Der EBC setzte schnelle Konter entgegen. Nach zwölf Minuten lief Eibenstocks Justin Lange frei auf Sören Gascher zu. Der Ersatzkeeper der Hausherren angelte dem Gäste-Spielmacher den Ball vom Fuß. Aus vollem Lauf heraus verletzte Lange bei dieser Aktion Gascher schwer und kassierte die erste von insgesamt vier gelben Karten. Damit musste Paulus Mädler in den FCS-Kasten. Der nominelle Torwart war aus taktischen Gründen als Feldspieler gestartet. Für Gascher kam Jonas Gütlein auf den Rasen, der die Partie später entscheiden sollte.

Novum in der Vereinsgeschichte: Drei Keeper in 30 Minuten

Kurz vorm Pausenpfiff tauchte Lange – mit 34 Saisontreffern Rekordhalter beim EBC – nach einem Missverständnis der Gastgeber an der Mittellinie frei vor Mädler auf. Der FCS-Kapitän zog die Notbremse. „Da er bereits seinen Strafraum verlassen hatte, musste ich Rot zeigen“, so Schiedsrichter Mike Rabenstein. Mädler reichte die Kapitänsbinde an seinen Cousin weiter: Stürmertalent Noah Möckel wurde auf diese Weise mit nur 17 Jahren zum jüngsten Regisseur in der FCS-Geschichte. Und drei Keeper binnen nur 30 Minuten waren für Schönheides Männerelf auch noch nie gefordert. Das Tor hütete nun mit Andreas Queck ein „ausgedienter“ FCS-Schlussmann und -Trainer. Zuletzt vor fünf Jahren stand der 38-Jährige im Kasten. Nach dem fälligen Freistoß parierte Queck den Kopfball-Abpraller von Steffen Grimm trotz fehlender Übungseinheiten eindrucksvoll.

Fast mit dem Pausenpfiff traf Nino Huth mit einem Distanzschuss nur die Unterlatte des Gästekastens. Trotz zweier Auswechslungen zur Halbzeit kassierte Eibenstock kurz nach Wiederbeginn das 0:2 (56.). Gütlein nutzte dafür clever das Durcheinander in der Hintermannschaft des BC, der jetzt auf den Anschluss drückte. Doch Oldie Queck machte hochkarätige Chancen in Serie zunichte, so auch einen der berüchtigten Freistöße von Gäste-Kapitän Marcel Trehkopf. „Er hat uns förmlich zur Verzweiflung gebracht“, gestand EBC-Coach Steffen Goldhahn neidlos. Sein Gegenüber Boris Petzold attestierte: „Heute war ‚Quacke‘ ein Weltklasse-Torhüter alter Schule.“

Wadenkrämpfe bei den Spielern, überflüssige Fouls und Emotionen auf den vollen Rängen prägten die Schlussphase. Nach 85 Minuten gelang Michael Neubert das nicht unverdiente 1:2. Zu mehr sollte es trotz einstündiger Schönheider Unterzahl für Eibenstock nicht mehr reichen, obwohl die Meisterschaftspartie – so spät wie nie – erst 19.57 Uhr endete. Auch das eine Zahl für die Geschichtsbücher.

Vorerst letztes Lokalderby

„Hoffentlich kommt der FCS bald für weitere so geile Lokalderbys zu uns in die Kreisliga nach“, wünscht sich Aufstiegstrainer Goldhahn. FCS-Coach Petzold erklärte dazu: „Wir peilen das spätestens in zwei Jahren an.“ Die am Mittwoch angesetzte Neuauflage des abgebrochenen Hinspiels wird hingegen nicht stattfinden. Da die Gäste nicht antreten, wird das Spiel laut Staffelleiter 2:0 für den EBSC gewertet. (emä)

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